schneeraben.de - Philosophische Reisevorbereitungen von Thomas H. Jäkel

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Das Skriptorium

 

 

Der Schuh

von Thomas H. Jäkel

 

 

 

Der Schuh geht durch den dunklen Wald

und hört ein Rufen dort schon bald,

es scheint als ob die Stimme sagt,

dass Zweifel an der Liebe nagt.

 

Der Schuh sich setzt auf einen Stein

und spürt im Herzen schwere Pein.

Ist ihm die Liebe nicht mehr hold?

Ist alles Pech und nichts mehr Gold?

 

Intelligenz sei ihm nicht eigen,

so schallt es auf in vollem Reigen.

Er sei der Dümmste auf der Welt

und keineswegs ein schmucker Held!

 

Doch dann er sah den Stiefel kommen,

der schaute drein schon ganz beklommen

und legte seinen Arm ganz sacht,

auf seinen Absatz mit Bedacht.

 

Oh Schuh, was grämst du dich am Morgen

mit all den geistig schweren Sorgen,

lässt dir verletzen deinen Leib

vom immer lockend holden Weib?

 

Ach Stiefel, fragt der Schuh mit Sorgen

kannst du mir nicht dein Glücke borgen?

Willst du mir nicht den Rat mir geben,

so dass ich auch erfahr den Segen?

 

Da sprach der Stiefel mit Bedacht:

Vor Schönem nimm dich gut in Acht,

und hör’ auf was dich glücklich macht

und bald die Freude in dir lacht.

 

Vergiss die Kraft und auch die Härte

und ersetz es mit des Weibes Zärte

Verbind’ die Welt in deinem Herzen

und lebe völlig ohne Schmerzen.

 

Warum, oh Stiefel, sah ich’s nicht

Das allzu nahe, helle Licht?

So lass mich ziehen nun von dannen

Wie einst die stolzen, wilden Mannen.